Bericht BZ Online zum Sea You Festival
Aus BZ Online v. 15.07.2019: Wie DRK-Rettungskräfte die Sea You am Tunisee erlebt haben Zwei Tage Musik, Tanz und Spaß: Am Wochenende fand die Sea You am Tunisee statt. Einen bedeutenden Teil zum erfolgreichen Ablauf tragen die Einsatzkräfte des Deutschen Roten Kreuzes.
Aus ein paar Zelten ist bereits Musik zu hören. Die ersten Bässe dröhnen, hauptsächlich wird Techno-Musik gespielt. Einige Camper sind dabei, sich vor den Zelten auf den zweiten Festivaltag vorzubereiten – sei es mit Schminke oder den ersten Getränken. Die meisten werden sich schon bald auf zum Hauptgelände machen – der Festival-Eingang liegt nur ein paar Gehminuten entfernt vom Campingplatz. Während viele Besucher erst seit Kurzem wieder wach sind, hat bereits vor drei Stunden, um sieben Uhr, die morgendliche Schicht der Einsatzkräfte des DRK-Kreisverbandes Emmendingen am Campingplatz begonnen. Die Schicht am Sonntagvormittag vor dem Holzhausener Ortseingang ist gut besetzt – mit zehn Einsatzkräften ist es die größte des Wochenendes. Bereits seit Freitag ist das DRK vor Ort, bis Montag dauert der Großeinsatz. Andrej Hog, Kreisbereitschaftsleiter und stellvertretender Einsatzleiter des Ortsvereins Vörstetten, hat die Federführung inne und ist am Sonntagmorgen im Einsatz-Leitwagen zugange. Neben seinem Team aus dem Ort sind zahlreiche Kräfte aus anderen Ortsvereinen in insgesamt 65 Schichten eingeteilt.
Camping-Bereich wird vom Kreisverband Emmendingen abgedeckt
Während auf dem Festivalgelände der Kreisverband Freiburg seinen Einsatz hat, fällt der Camping-Bereich in die Verantwortung des Kreisverbandes Emmendingen. Das Areal der Einsatzkräfte erinnert mit der groß aufgebauten Infrastruktur an ein kleines Krankenhaus: Neben dem Zelt, in dem drei Leichtverletzte und ein schwerverletzter Patient gleichzeitig behandelt werden können, gibt es einen Ruhebereich für die Einsatzkräfte der Nachtschicht und einen Aufenthaltsbereich mit Versorgung. Gemeinsam mit der Freiwilligen Feuerwehr geben die ehrenamtlichen Helfer ihr Bestes, um den 5000 Campinggästen ein gelungenes und vor allem sicheres Wochenende zu ermöglichen. Strukturell unterscheidet sich der Einsatz stark von dem des Kreisverbandes Freiburg auf dem Festivalgelände: Während dort innerhalb weniger Stunden viele Leute ankommen, muss auf dem Campinggelände dauerhafte Betreuung über vier Tage sichergestellt werden. Das Wetter spielt beim Einsatz eine wesentliche Rolle: "Zehn Grad weniger merkt man sofort beim Patienten-Aufkommen", erklärt Hog. Bis am Sonntagmorgen werden rund 65 Patienten behandelt. Bis zum Ende des Einsatzes wird die Zahl Hog zufolge auf 100 steigen. Anstelle der oftmals aufkommenden Hitzeerschöpfung werden die Einsatzkräfte dieses Mal in der Nachtschicht auf Sonntag um Decken gebeten.
Die Retter machen immer wieder Rundgänge
Die Wege, auf denen die Einsatzkräfte erreicht werden können, sind vielfältig: Wer nicht direkt die DRK-Zelte am Ausgang des Campinggeländes ansteuert, kann durch den Sicherheitsdienst oder allgemein über die Notrufnummer Kontakt aufnehmen. Zugleich machen einige Retter immer wieder Rundgänge. Ausgestattet mit zwei Notfallrucksäcken gehen die Einsatzkräfte über das Camping-Gelände. Sogar ein kleiner Geländewagen steht bereit, um im Notfall schnell helfen zu können. Beim kollektiven Aufwachen der Campingbesucher werden die ersten Blessuren festgestellt. Diese stammen meist noch vom Vortrag. Jede Behandlung wird sorgfältig dokumentiert – zunächst handschriftlich und später digital. Ein Großteil der Patienten kommt aufgrund kleinerer chirurgischer Verletzungen wie Schürfwunden zum DRK. Auch Anliegen aufgrund von Drogenkonsum spielen eine Rolle. Hog erklärt, dass durch die ärztliche Schweigepflicht ein geschützter Raum geschaffen ist, so dass Betroffene über den Konsum sprechen können – und ihnen dadurch besser geholfen werden kann.
Ehrenamtliche werden von allen Seiten freundlich begrüßt
"Respekt, dass ihr eure Freizeit dafür opfert, dass es uns gut geht", ruft ein Campinggast den Einsatzkräften zu, als diese an ihm vorbeilaufen. Von allen Seiten werden die ehrenamtlichen Helfer bei ihrem Rundgang über den Campingplatz freundlich begrüßt und für ihre Arbeit wertgeschätzt. Das wirkt sich auch auf die Stimmung bei der Arbeit aus – der Einsatz während des Festivals macht den Rettern sichtlich Spaß. "Das ist schon ein außergewöhnlicher Einsatz. Und er gibt einem auch die Möglichkeit, andere Ortsvereine besser kennenzulernen und mit diesen zusammenzuarbeiten", erzählt Fabienne Ehret, die in diesem Jahr zum ersten Mal für das DRK mit dabei ist.